© Rainer Schütze

Friedhöfe vom Aussterben bedroht? Wir sagen nein!

Amelinghausen ist ein Ort mit über 4000 Einwohnern in der Lüneburger Heide. Der kirchliche Friedhof ist der einzige Friedhof im Ort. Die Kommune unterhält drei kleine Friedhöfe in Nachbargemeinden. Es finden auf dem Friedhof jährlich ca. 50 Beisetzungen statt, je zur Hälfte Feuer-und Erdbestattungen. Es werden Wahl- und Rasengräber angeboten, beides als Einzel- oder Doppelgräber, bei den Wahlgrabstelle auch größere Familiengrabstätten. Der Friedhof hat eine Größe von 2,7 ha und ist fußläufig vom Ort zu erreichen.

„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen“, dieser Spruch vom griechischen Philosophen Aristoteles ist heute genauso aktuell wie vor über 2000 Jahren und trifft auch auf unsere Friedhöfe zu. 

Vor zehn Jahren haben wir angefangen, uns intensiv mit der Zukunft unseres Friedhofes im Lopautal zu beschäftigen. Es sollte ein Ort der Erinnerung und Begegnung werden. 
Zunächst wurde eine Bestandaufnahme gemacht, Wie auf vielen Friedhöfen in den Heidedörfern waren auch auf unseren Friedhöfen viele Nadelbäume, Schwarzkiefern, Douglasien, Serbische Fichten, Blautannen usw. die Friedhofsbild prägenden Bäume auf dem Areal. Es wurden immer die Bäume gepflanzt, die günstig zu bekommen waren. Eine Wegpflasterung mit Natursteinen  war ebenfalls vorhanden, allerdings nicht mehr zu erkennen, da vollkommen versandet. Mit Unterstützung aus dem Dorferneuerungsprogramm wurde die Rahmenbepflanzung aus den besagten Kiefern und Fichten durch Säuleneichen ersetzt und die Pflasterung des Hauptweges und Kapellenumfeldes erneuert. Der Friedhof bekam ein ganz anderes helleres Aussehen. Dies wurde von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen und der Friedhof war ein Gesprächsthema im Ort.     Es fanden Führungen auf dem Friedhof statt, so hatte die Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr den Friedhof besichtigt und waren überrascht, dass der Friedhof wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt wird. Zwei Mal im Jahr findet der  Konfirmandenunterricht auf dem Friedhof und in der Friedhofskapelle statt. Eine Lesung mit Profischauspielern aus dem Buch „Der Tod ist ein mieser Verräter“ mit musikalischer Untermalung fand in der Kapelle ebenfalls statt. 
 
Die Grabarten wurden auf dem Friedhof um ein Gräberfeld mit sieben älteren Eichen für Baumbestattungen erweitert. Hier erfolgt die Beisetzung nicht anonym, es erfolgt eine Namensnennung mit Geburts- und Sterbedaten und eine Bezeichnung, wo die Urne beigesetzt wurde auf einer Bronzetafel an einer Stehle. 
Immer wieder gab es Konflikte bei den Rasengräbern, die Angehörigen wollte ihre Trauer ausleben und die Grabstelle pflegen, dies ging nicht. Besonders bei den Doppelrasengräbern hatte der überlebende Partner auf einmal das Problem, nichts machen zu dürfen. Hierauf wurde reagiert und die Umwandlung von Wahlgräbern in Rasengräber angeboten. Die Angehörigen können zu jeder Zeit ein vorhandenes Wahlgrab  in ein Rasengrab umwandeln, die Rasenpflege übernimmt dann der Friedhof. Natürlich muss dieses entsprechend bezahlt werden, es ist aber nicht teurer als ein reines Rasengrab. 
 
Wie geht die Entwicklung weiter: 
Nicht nur Ruheforst und Friedwälder machen den herkömmlichen Friedhöfen Konkurrenz, es wird auch weiter neue Beisetzungsformen geben. Die Friedhofpflicht wird aufgeweicht werden, vielleicht gibt es irgendwann die Beisetzung der Urne im eigenen Garten usw. „Wir können den Wind nicht ändern, wir können die Segel anders setzen“.
 
 
Der Friedhof ist nicht vom Aussterben bedroht, die Zeiten werden nicht schlechter, sie werden interessanter, dazu müssen wir uns an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und ihnen attraktive Angebote machen.